Rezension SPARK und Valer Sabadus 26.02.2024

Der Bericht von Frau Kirsch in der Rheinpfalz (Ausgabe Bad Dürkheim 26.2.2024) gibt die außergewöhnliche Qualität der klassischen Band SPARK, die überwältigende Darbietung des Countertenors Valer Sabadus sowie die Stimmung der begeisterten Zuhörer wider:

Für eine bessere Lesbarkeit, hier der Text der Rheinpfalz in einem besser lesbaren Format:

Kultur Regional

Stehende Ovationen

Ein faszinierenden Ensemble trifft auf einen faszinierenden Solisten: „Spark“, das Klassik-Ensemble, das klassische Stücke rockig, poppig oder auch mal jazzig verarbeitet, auf Valer Sabadus, einen Star der internationalen Countertenor-Szene. Zu erleben war das am Samstagabend in der Reihe „Von-Busch-Hof konzertant“ in Freinsheim und das – natürlich – vor ausverkauftem Haus.

Von Inge Kirsch 
Frauen auf der Bühne – das galt in der Zeit der Renaissance und im Barock als unanständig. Daher wurden Frauenrollen in Opern von Kastraten oder Countertenören gesungen. Dieses Schicksal blieb Valer Sabadus erspart, wie Daniel Koschitzki, der bei „Spark“ Melodica und verschiedene Blockflöten spielt, in seiner unterhaltsamen Moderation erläuterte. Seine Kunst ist durch Schulung entstanden.

In seiner Einleitung hatte Rainer Schick, der künstlerische Leiter der Reihe „Von-Busch-Hof konzertant“, zuvor die Rolle und die Stimme des Countertenors erläutert. Es sei eine Stimme, die ein Mann singt, aber im Falsett, also mit einer für Männer ungewohnt hohen Stimme. Diese höre sich aber nicht an wie eine Frauenstimme, sondern habe einen ganz eigenen Klang. Es habe sie über Jahrhunderte gegeben, sie sei aber aus der Mode gekommen. Erst mit Nikolaus Harnoncourt und der historischen Aufführungspraxis seien die Countertenöre wieder aktuell geworden.

Valer Sabadus ist in Landau aufgewachsen – aber nicht in der Pfalz, sondern an der Isar in Niederbayern. Geboren ist er in Arad in Rumänien. Er ist in der Klassikwelt berühmt wegen seiner glasklaren Stimme, seinen Koloraturen, seiner natürlich klingenden Stimme, die von säuselnder Zartheit bis zu höchster Dramatik reicht. Davon konnte sich das Publikum auch in Freinsheim überzeugen.

Das Programm ist aufgebaut wie eine Oper in vier AktenDort präsentiert er gemeinsam mit „Spark“ das Programm „Closer to Paradise“, das aufgebaut ist wie eine Oper in vier Akten. Es geht dabei um die Gefühlswelt der Menschen, die sich nach dem Paradies sehnen. Der erste Teil ist überschrieben mit „Aure Dolci Intorno A Me – Süße Winde umwehen mich.“ Das Zitat stammt aus Händels Oper „Rinaldo“, und es geht um die Sehnsucht der Geliebten, die sich trennen müssen. Der nächste Akt, „La Voix Douce – die sanfte Stimme“, erzählt von der Melancholie. Es ist eine schwebend scheinende Musik, die zum Innehalten inmitten eine lauten, brüllenden Welt aufruft, und verbindet Kurt Weills „Youkali“, ein Stück aus seiner im französischen Exil komponierten Oper „Marie Galante“ mit Werken von Maurice Ravel, Eric Satie, Gabriel Fauré und Léo Ferrés „Ecoutez la chanson bien douce“, das von fern an Schlagermusik erinnert.

Im dritten Akt „Auf den Schwingen der Nacht“ wird es deutsch und romantisch. Die Todessehnsucht wird angesprochen– bei leichter Unruhe im Publikum. Beginnend mit Michael Nymans atmosphärisch-minimalistischem Stück „Vermeer’s Wife“ kommt man mit Schumann und Eichendorff in die „Waldeinsamkeit“ voller Sehnsucht nach der „stillen Zeit“ der letzten Ruhe. Der Tod ist auch das Thema des nächsten Stückes, „Ich hab die Nacht geträumet“. Dieses Volkslied ist von vielen Komponisten vertont worden. Hier hören wir die Vertonung von Daniel Koschitzki. Der Ausdruck von Angst durch das hämmernde, statische Klavier von „Spark“-Pianist Christian Fritz, die unheimlichen Töne, die die Zugflöte von sich gibt, ergeben ein flirrendes Vibrieren durch den ganzen Raum . Valer Sabadus’ Gesang tat ein Übriges, um vollends Gänsehaut zu verbreiten.

Es war auch Sabadus, der einen Song der Rockband „Rammstein“ ins Programm genommen hat. „Der Seemann“, einsam und verlassen zieht es ihn in die dunkle Nacht, gesungen höchst dramatisch, aber mit barocken Verzierungen. Schließlich wird es im vierten Akt auch noch englisch, verträumt und ganz zeitgenössisch. Chiel Meyerings „Dreams“ wurde extra für „Spark“ geschrieben. Kompositionen der Rockband „Depeche Mode“, arrangiert vom Cellisten Victor Plumettaz, folgen, um schließlich mit dem Thema des Konzerts zu enden: Koschitzkis „Closer to Paradise“.

Eine „klassische Band“,
die alles zu können scheint. Das aber war nicht das Ende dieses großartigen Konzerts, das in nichts dem nachstand, das „Spark“ im vergangenen Jahr an gleicher Stelle gegeben hatte. Es bestätigte sich einmal mehr: Die Echo-Klassik-Gewinner von 2011 sind immer wieder für Überraschungen gut. Alle fünf Mitglieder schreiben und arrangieren Stücke und strahlen dann zusammen bei deren Interpretation eine ungeheure Energie aus, die förmlich durch den ganzen Saal strömt. Dafür gab’s immer wieder Zwischenapplaus und am Schluss nicht enden wollenden Beifall, stehende Ovationen und ein Geburtstagsständchen. Pianist Christian Fritz wurde gefeiert mit einem „Happy Birthday“. Als „Rausschmeißer“ gab’s dann noch das „Largo“ von Händel, wunderbar gesungen und gespielt, wie alles von der klassischen Band, die alles zu können scheint und so unbändigen Humor, Kreativität und Lebendigkeit ausstrahlt.

 

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Bad Dürkheimer Zeitung – Nr. 48
Datum Montag, den 26. Februar 2024