Ilona Christina Schulz

Ilona Christina Schulz ist die Künstlerin, die in der 20-jährigen Geschichte von Von-Busch-Hof Konzertant bisher die meisten Auftritte hat. Viele Besucher kennen sie aus den Neujahrsgalas des Schellackorchesters, aber auch als Hauptakteurin in den Kinder- und Familienkonzerten.  Es ist an der Zeit, sie den Besuchern einmal etwas näher zu bringen.
Das folgende Interview führte Walter Schunter, Von-Busch-Hof Konzertant e.V., im Juli 2022.

Walter: Hallo Ilona, du bist mit Abstand die Künstlerin, die am häufigsten im Von Busch-Hof aufgetreten ist. Bei Von-Busch-Hof Konzertant hast du eine Art Doppelleben geführt; einmal mit dem Schellackorchester bei der Neujahrsgala und zum anderen mit Kinderkonzerten. Aber du bist auch mit anderen Veranstaltern, z.B. mit dem Kulturverein Freinsheim, hier schon öfters mit verschiedenen Programmen aufgetreten. Auf wie viele Veranstaltungen kommst Du denn?

Ilona: Tatsächlich habe ich neulich mal nachgerechnet und kam auf insgesamt 60 Von Busch-Hof Konzerte, davon 7 verschiedene Chansonprogramme, 23 Schellackauftritte, 26 Familienkonzertprogramme und 4 andere Konzerte. Manchmal denke ich, ich mache nicht viel, aber wenn ich zurückblicke, dann mach ich ja doch was.

Walter: Du bist ganz schön vielseitig. Vielleicht weil Du nicht nur Schauspielerin bist, sondern auch Sängerin.

Erzähl doch mal, wie Du dazu kamst.

Ilona: Ich bin in Zwingenberg am Neckar aufgewachsen, ein Dorf mit 800 Einwohnern. Mit 6 Jahren habe ich schon für die Dorfkinder aus dem Küchenfenster heraus Kasperletheater gespielt. In unserer Familie wurde auch immer viel gesungen und vor allem viel gelacht. Alle waren in irgendeinem Chor. Ich bin mit 12 Jahren in die Eberbacher Kantorei eingetreten, mit 16 Jahren habe ich schon solistisch als Konzertsängerin gesungen und mit 18 Jahren einen katholischen Kirchenchor und einen Kinderchor als Dirigentin geleitet. Es gab immer jemanden, der an mich geglaubt hat. Das ist total wichtig. Ohne diese vielen tollen Menschen hätte ich nie den Mut aufgebracht diesen Weg zu gehen.

Dann kamen die Zwingenberger Schloßfestspiele. Ich habe da öfter im „Freischütz“ mitgewirkt. Da liegt es einfach nahe Musik zu studieren. An der Musikhochschule Mannheim habe ich dann Gesang und Musikalische Früherziehung studiert. Ich habe mich danach auf Chansons spezialisiert und mit meiner langjährigen Freundin und Pianistin Corinna Korff das Duo „Cocoflanell“ gegründet. Mit meinen Chansons war ich später zweifache Bundespreisträgerin. Nach dem Musikstudium bin ich dann auf die Schauspielschule nach Stuttgart gewechselt, weil ich dachte, ich brauche eine gute Schauspielausbildung um meine Chansons glaubhaft rüberzubringen.

Walter: Wie ging es dann weiter?

Ilona: In Stuttgart bin ich regelmäßig neben der Schauspielschule in ein Tanzstudio gegangen, habe steppen gelernt, Musical- und Jazztanz. Mein erstes Engagement hatte ich an den Berliner Kammerspielen als Janet in der Rocky Horror Show. Wir haben die Show 80x en suite gespielt und ich durfte singen, tanzen, schauspielern. Es hat großen Spass gemacht. Dann kam ein Festengagement, da konnte ich dann so tolle Rollen spielen wie die Amalia aus „Die Räuber“ von Schiller aber auch die Sally Bowles aus dem Musical „Cabaret“. Von Anfang an konnte ich beides machen, singen und schauspielern. Das war genau das was ich wollte.

Walter: Wie bist Du dann nach Freinsheim gekommen?

Ilona: Nach dem Festengagement kamen dann Film und Fernsehen, viele Auftritte im „Tatort“ und „Ein Fall für Zwei“ aber auch viele Gastengagements an verschiedenen Theatern in Frankfurt, Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Kaiserslautern, Luxembourg etc. Und immer wieder auch meine Chansonabende mit „Cocoflanell“. Manchmal kamen wir auf 50 Auftritte im Jahr ohne Akquise zu machen. Einfach nur, weil wir schon einen Namen hatten.

Nach einem dieser Abende habe ich dann vor 31 Jahren meinen Mann Aki kennengelernt. Ein halbes Jahr später haben wir geheiratet und bald kam auch unser Sohn Leonard zur Welt. Damit war klar, dass ich hier bleiben würde, denn Aki hatte ja seinen festen Job als Orchestermusiker an der Deutschen Staatsphilharmonie in Ludwigshafen. In der Philharmonie habe ich  dann all meine Chanson- und Familienkonzertprogramme aufgeführt. Und am Nationaltheater Mannheim durfte ich auch neben klassischen Theaterstücken meine Chansonabende machen. Mein Erich Kästner Abend „Uns hängt die Schönheit bis zum Knie“ habe ich 30x im Schauspielhaus gespielt. Seit 26 Jahren wohnen wir in Freinsheim, weil die Pfalz einfach so schön ist und der Von Busch-Hof als neue Wirkungsstätte auf mich gewartet hat. Nein, haha Spaß, aber ich bin natürlich wahnsinnig dankbar, dass ich auch hier meine ganzen Programme spielen darf.

Walter: Vielen Leuten in Freinsheim und Umgebung bist du vermutlich durch deine Rollen in den Schellackkonzerten bei den Neujahrsgalas bekannt, die ja schon richtig Kultstatus haben. Aber lass uns hier auf deine Kinderkonzerte konzentrieren: Am 11. September trittst Du mit dem Kinder- und Familienkonzert „Don Quijote“ auf im Rahmen des 2. FESTIVAL FREINSHEIM Konzertant. Magst Du darüber was erzählen?

Ilona: Neulich, nach dem Open Air Konzert im Von Busch-Hof am 26. Juni 2022 sprach mich eine Frau im Supermarkt an. Sie war total begeistert von dem Konzert und vor allem von dem Solisten Julius Kircher, der Mozarts Klarinettenkonzert gespielt hat. Ich sagte noch zu der Frau, das freut mich, aber ich habe da gar nicht mitgespielt. Daraufhin sagte sie „aber sie treten doch bald mit Julius Kircher in „Don Quijote“ auf und das will ich auf gar keinen Fall versäumen. Was Sie und der Verein Von-Busch-Hof Konzertant  in Freinsheim an kulturellen Musikprogrammen für Kinder und Erwachsene bieten ist unglaublich, und dann auch noch mit so fantastischen Musikern, deshalb bin ich unheimlich stolz darauf, Freinsheimerin zu sein.“ Ich war sprachlos und habe mich einfach nur gefreut. Aber die Frau hat recht, dachte ich hinterher. Ich bin auch stolz in Freinsheim zu wohnen, weil ich mit so tollen Musikern wie Julius Kircher (Professor für Klarinette an der Musikhochschule Karlsruhe) und natürlich meinem Mann, dem Kontrabassisten Aki Kunz und noch vielen anderen tollen Künstlern auf der Bühne stehen darf. Aki ist übrigens verantwortlich für Text und Konzept von „Don Quijote“. Es ist mittlerweile eines meiner Lieblingsprogramme geworden, nicht nur wegen der wunderbaren Musik von Paul Hindemith, sondern weil Julius und Aki alias Don Quijote und Sancho Pansa in verschiedene Rollen schlüpfen und das ist so lustig! Es ist ein Programm für Kinder und Erwachsene.

Walter Soviel ich weiß, hast du auch selber Stücke geschrieben?

Ilona: O ja, denn was gibt es Schöneres als selbst kreativ zu sein und Neues aus sich heraus zu kitzeln. So habe ich als neue Leidenschaft das Schreiben für mich entdeckt. Die Kinderkonzerte „Wilhelm Tell“, „Peer Gynt“, „Karneval der Tiere“ und „Ein Quartett für Kaiser Franz“, die ich schon oft mit dem Gemeaux Quartett aufgeführt habe, vor allem in der Schweiz, stammen aus meiner Feder. Da sitzt man natürlich auch einen Monat am Schreibtisch und bekommt diese Arbeit nicht vergütet. Aber ohne den Verein und die Villa Musica, für die ich schon seit 2013 arbeite, wäre ich nie auf die Idee gekommen, Kinderkonzertprogramme zu schreiben.

Walter: Was macht Dir denn am meisten Spaß von all dem, was Du machst?

Ilona: Meine Chansonabende haben mir schon immer sehr viel Spaß gemacht. Am 4. November 2022 trete ich mit einem Chansonprogramm wieder im Von Busch-Hof auf, veranstaltet vom Kulturverein Freinsheim. Dennoch sind für mich die Kinder -und Familienkonzerte mittlerweile zu einem wichtigen Teil meiner Arbeit geworden, da es so viel Sinn macht, Kindern Kultur zu vermitteln. Durch die vielen Mit-Mach Aktionen in meinen Programmen lernen die Kinder unmittelbar sich über eine Geschichte oder Musik auszudrücken und dadurch wird ihre eigene Kreativität gefördert.

 

Diese spezielle Form von Kinderkonzert hat einen enorm pädagogischen Wert. Die Kinder lernen nebenbei Highlights der klassischen Musik, und sie lernen Komponisten wie Beethoven, Bach, Mozart kennen. Auch ist es eine Form von Instrumentenkunde, denn sie hören und sehen selbst im Konzert, welche Instrumente beteiligt sind und wie vielseitig man Instrumente zum Klingen bringen kann. In „Don Quijote“ werden z. B. der Kontrabass als Pferd und die Klarinette als Schwert eingesetzt. Sowas regt enorm die Phantasie an. Vielleicht bekommen sie dann sogar Lust, selber ein Instrument zu lernen.

Walter: Offensichtlich hat das auch bei deinen eigenen Kindern etwas bewirkt.

Ilona: Ja, scheint wohl der Fall zu sein. Unser Sohn Leonard stand auch schon mit uns auf der Bühne im Von Busch-Hof, als Puck im Sommernachtstraum. Mittlerweile ist er auch Schauspieler geworden, ebenso wie unsere Tochter Jelena, die Ensemblemitglied am Pfalztheater Kaiserslautern ist. Vielleicht war der Von Busch-Hof Inspiration und Initialzündung. Er ist ein Ort wo man sich künstlerisch austoben kann. Aber ohne die vielen Menschen, die vor oder hinter der Kulisse arbeiten, würde das gar nicht gehen.

Vielen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer*Innen von Von-Busch-Hof Konzertant, die bemerkenswerte klassische Konzerte veranstalten und an den künstlerischen Leiter Rainer Schick, der sich tolle Konzepte ausdenkt und mit seinem Charme und seinen Kontakten herausragende Musikerpersönlichkeiten nach Freinsheim lockt.

Walter: Ilona, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit Deinen Programmen.

Wir freuen uns auf dich, Aki und Julius Kircher im Don Quijote am 11. September.