Wegen der besseren Lesbarkeit hier nochmals der Text der Rezension von Gertie Pohlit:
Kultur RegionalWunderschöne Stimme mit RaffinementIn der Reihe Von-Busch-Hof konzertant brillierte am Freitag ein aufleuchtender Stern am Lieder-Himmel. Zu Gast war der junge Bariton Konstantin Krimmel, der mit Marcelo Amaral am Piano den perfekten Dialogpartner hatte. Die beiden Musiker wurden vom Publikum frenetisch gefeiert.Von Gertie Pohlit Mutterträume und KampfgetümmelZumal Krimmel und sein fabelhafter Begleiter Marcelo Amaral am Klavier beherzt im Schatzkästlein einschlägiger Liedliteratur geplündert hatten. Ludwig van Beethovens „An die ferne Geliebte“ gilt als erster Liederzyklus in der Musikgeschichte – geschrieben im Auftrag seines Mäzenen Fürst Lobkowitz, als Epitaph für dessen verstorbene Frau entstanden; sechs liebevolle Poeme, die nahezu übergangslos ineinanderfließen. Robert Schumann kam anders als vorgesehen mit seinem op. 40 ins Spiel, vier Lieder auf Gedichte von Hans Christian Andersen nebst einem von dessen Übersetzer, Adalbert von Chamisso. Darin geht es in vehementen Schilderungen um Mutterträume, Kampfgetümmel und betrogene Liebe. Nach der Pause dann doch ein Ausschnitt aus der dichterischen Liaison mit Heinrich Heine; und eine der wenigen Balladen-Vertonungen Schumanns: „Belsazar“, op. 57. Konstantin Krimmel steht konzentriert, fast unbeweglich am Flügel; investiert wenig Gestik, umso mehr sprechen Kopfhaltung, Mimik und Augenfeuer mit dem Auditorium. Und natürlich vor allem diese Stimme, die zunächst und nüchtern betrachtet vor allem ungemein schlackenfrei und elegant daherkommt. Ein sonorer, schlanker Bariton, wie man ihn kaum ebenmäßiger und reiner erfinden könnte. Kein Lagenwechsel stört da, die Tiefe vibriert sanft, kernig und geerdet, nach oben erblühen mühelos Höhenregister von bestechender Strahlkraft bis in tenorale Bereiche. Dramatische Vollends die Liedvertonungen aus der Feder von Johannes Brahms intensivierten das nochmals. Es war ein kleiner Katalog von Kompositionen auf Texte meist – bis auf Heine und Liliencron – heute kaum noch geläufiger Dichter, deren Unsterblichkeit erst durchs Brahms Zugriff gesichert scheint. Der Komponist hat sie veredelt mit seinem melancholisch todessüchtigen, zuweilen liebestrunkenen Melos. All diese Empfindsamkeit, Dünnhäutigkeit, gepaart mit vehement trotzigem Aufbegehren greift in Krimmels subtil ausmodulierter Lesart tief unter die Haut der Lauschenden. Und bei all dem Schauer, der elegischen Abgründigkeit, die da spannungsgeladen und brillant ausinszeniert vom Podium schwappt, bannt einen letztlich die schmeichelnde Aura einer faszinierend schönen Stimme, die weder Klippen noch Anstrengung zu kennen scheint. Aber was wäre Max ohne Moritz? Der Sänger ohne den Partner am Flügel, der auf Augenhöhe an den Tasten mit ausficht, was Wort und Stimme verkünden? Der in Brasilien geborene Marcelo Amaral, Professor für Liedgestaltung an der Musikhochschule Nürnberg, jedenfalls bettete sein sängerisches Alter Ego mit geschliffener fingertechnischer Rhetorik komfortabel auf ein solides pianistisches Fundament. Darüber hinaus schien er mit ihm zu atmen, reagierte nicht, sondern agierte vorausschauend; förderte – gerade bei Schumann – auch das Doppelbödige, das unterschwellig bös Ironische („Der Soldat“, „Der Spielmann“) raffiniert an die Oberfläche. Er kommentierte, konterkarierte und rundete mit seinem markant expressiven, gleichwohl ausgesprochen sanglichen Spiel die Begleitung der Singstimme zum perfekten Dialog. Für den stürmischen Beifall gab es „Willkommen und Abschied“ von Franz Schubert als Zugabe. |
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