Marcus Pacher von der Rheinpfalz hat eine kenntnisreiche und treffende Rezension über das wunderbare Konzert von Joseph Moog geschrieben, das am 27.01.2024 im Von-Busch-Hof stattfand:
Kultur RegionalGoldene ZeitenJoseph Moog zählt zu den absoluten Publikumslieblingen in Freinsheim. In der Reihe „Von-Busch-Hof konzertant“, zu deren musikalischen Impulsgebern der Pianist seit Jahren gehört, überraschte er das Publikum am Samstag mit einem außergewöhnlich spannenden, das „Golden Age der Klaviermusik“ feiernden Programm.Von Markus Pacher Zwei „Liedern ohne Worte“ von Mendelssohn (op. 19/1 in A-Dur und op. post in A-Dur), in denen Moog seine Qualitäten als Sänger am Klavier unter Beweis stellen darf, folgen Geister und Elfen im Bravourstück „Rondo Capriccio“, das eigentlich auch ein „Lied ohne Worte“ ist und bei dem Moog mit ungebremstem Spielfluss den Steinway zum Glühen bringt. Wer denn sein Lieblingskomponist sei, wird der Pianist oft gefragt. Nein, nicht nur Liszt und Rachmaninoff haben in seiner Jugend sein musikalisches Herz erobert. Seine größte Leidenschaft gilt Alexander Skrjabin, allen voran dessen sinfonischem Werk, dem er bei einem Konzert der Staatsphilharmonie im Alter von zwölf Jahren erstmals begegnete und welches damals nach eigener Aussage eine geradezu hypnotische Wirkung auf ihn ausübte. Wie er nun die komplexen Strukturen etwa der Klaviersonate Nr. 4 völlig unangestrengt serviert, grenzt an ein Wunder. Die rhythmischen Vertracktheiten serviert und entschlüsselt Moog mit der Gelassenheit eines routinierten Schlagzeugers. Gute Freunde soll man nicht trennen. Charles Valentin Alkan? Schon einmal gehört? Wohl kaum, obwohl der Franzose zu Lebzeiten als Komponist und Pianist große Wertschätzung in der Musikszene genoss, eng mit Chopin befreundet war und die beiden zeitweise das gleiche Haus in Paris bewohnten. Berüchtigt als Komponist pianistischer Schwerstliteratur hat er auch zarte und verträumte Legato-Stücke hinterlassen. Drei davon nutzt Moog als Überleitung zur berühmten h-Moll-Klaviersonate von Chopin, die in der Musikgeschichtsschreibung zuweilen als Ersatz für dessen nicht geschriebene Sinfonie bezeichnet wird. Moog bittet zuvor das Publikum, den Übergang von Alkan zu Chopin nicht durch Beifall zu unterbrechen – und schlägt damit eine schöne Brücke zwischen den beiden Freunden. Wuchtig, emotional mitreißend ist dann sein Chopin. Wie er nach der zweistündigen Tour de Force noch die Kraft findet, dem Publikum drei wunderbare Zugaben zu schenken, bleibt rätselhaft: Im Nocturne op. 15/2 entdeckt er den eleganten Salonmusiker in Chopin, gefolgt von erfrischend-sprudelnden Klangkaskaden aus der Feder des „englischen Rachmaninoff“ Edwin York Bowen, bevor er mit Rodrigez’ „La Cumparsita“, der „Mutter aller Tangos“, in einer gleichermaßen hochvirtuosen wie skurrilen Klavierbearbeitung von Cyprien Katsaris einen letzten glanzvollen Akzent setzt. |
||||
Quelle
|