Neujahrsgala 8.1.2022

Corona zum Trotz, aber unter Beachtung der 2G Plus-Regelung, fand unsere heitere Neujahrsgala mit Melodien u.a. aus der Fledermaus von Johann Strauß, statt. Das Busch-Hof Consort konnte wieder einmal glänzen, diesmal geistreich und humorvoll moderiert vom Conferencier Michael Quast.

Hier ist die Rezension von Inge Kirsch aus der Rheinpfalz vom 10.1.2022.

In der Krise hilft die Kunst
Einen musikalischen Ohrenschmaus lieferte am Samstag die Neujahrsgala des Vereins Von-Busch-Hof Konzertant in Freinsheim. Mit dem Motto „Mit der Fledermaus ins neue Jahr“ begeisterte das Orchester Busch-Hof Consort das Publikum mit beschwingten Melodien.
Das Orchester Busch-Hof Consort trat als Bläser-Nonett mit Kontrabassbegleitung auf. Man spielte nicht nur die walzerseligen Melodien, Polkas und Ländler aus der Operette „Die Fledermaus“, sondern rahmte das Johann-Strauß-Programm mit der Ouvertüre von Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ ein und schloss dann besinnlich mit dem Abendsegen das Programm ab.

In diesem Jahr war die bisher übliche Form der Freinsheimer Neujahrsgala mit dem Salonorchester Gilcher an den Beginn der Saison gerutscht. „Davon geht die Welt nicht unter“, gespielt, gesungen und getanzt im Stil der 1920er Jahre, fand bereits im vergangenen September beim Festival „modern times“ der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz statt. Also musste in diesem Jahr eine andere Form gefunden werden, die Musiker und Publikum mit guter Laune ins neue Jahr schickt.

Die Handlung steuert

der Conferencier bei„Die Fledermaus“ ist dafür ideal. Nun kann man in Freinsheim nicht eine ganze Operette auf die Bühne bringen, sondern nur einen Auszug. Einen Eindruck von der Musik zu geben, fällt dem Busch-Hof Consort nicht schwer, die Handlung aber musste der Conferencier beisteuern. Michael Quast, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, gab eine Einführung in die Zeit, in der „Die Fledermaus“ entstand. In Wien hatten damals viele Leute nichts zu lachen. Es gab 1873 einen großen Börsenkrach mit zahlreichen Pleiten. In der Krise darf man aber die gute Laune nicht verlieren. So kam 1874 „Die Fledermaus“ auf die Bühne – flotte Musik, Verwirrungen und Verwechselungen, Torheiten und Frivolitäten. So trotzte man damals der Krise und amüsierte sich.

Zu ganz großer Form lief Quast auf, als er nicht nur die Handlung erzählte, sondern auch Personen darstellte. Besonders in dem Teil, in dem es weniger Musik gibt: beim Monolog des Gefängnisdieners Frosch. Eine Paraderolle voller heiterer Wortspielereien, die Quast souverän meisterte.

Das Orchester spielte eine Auswahl beliebter Melodien in der Art der „Harmoniemusik“. Bevor Musik per Radio oder Plattenspieler übertragen werden konnte, wurden Opern und Operetten dem allgemeinen Publikum durch Musikgruppen bekannt, die Zusammenfassungen der Werke spielten, die in den Opernhäusern und Musiktheatern zu sehen waren. Meist waren es Bläsergruppen mit Holz- und Blechbläsern. Im Von-Busch-Hof spielten eine Flöte (Hanna Mangold), zwei Oboen (Rainer Schick und Regina Wolf), zwei Klarinetten (Julius Kircher und Anne Fuhrmann), zwei Fagotte (Johannes Hund und Eckard Mayer) sowie zwei Hörner (Stefan Berrang und Andreas Klebsch) mit Kontrabass (Alexander Kunz).

Sehr wienerisch klang das Orche-ster mit den charakteristischen Verzögerungen, die in einen besonderen Schwung ausarten. Sehr ungarisch, melancholisch bis rasant wurde es bei einem kurzen, aber sehr eindrücklichen Klarinettenkonzert. Sehr schön kamen die Klangfarben des Bläserensembles zur Geltung: die Zwiesprachen von Oboe und Klarinette, die helle Flöte und die wie von Ferne klingenden Töne der Hörner, die dunklen Fagotte, die Klangfülle – es war ein Ohrenschmaus. Es gab so viel Applaus, dass der Conferencier schelmisch eine Strafe androhte: Man spielte den Radetzkymarsch. In Wien beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im goldenen Saal des Musikvereins war es nicht anders als im Von-Busch-Hof in Freinsheim: Das Publikum klatschte spontan mit.

Während des Konzerts fehlte der Gesang nicht, doch als man danach erfuhr, dass die berühmte Sopranistin Hanna Elisabeth Müller im Publikum saß, kam man schon ins Träumen: Wenn sie spontan mitgesungen hätte – wäre das schön gewesen …!

Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz Bad Dürkheimer Zeitung – Nr. 7
Datum Montag, den 10. Januar 2022