Kinder-/Familienkonzert

Kultur Regional
Mit dem Herzen sehen
Bei „Der kleine Prinz“ im Von Busch-Hof Freinsheim gefällt vor allem die Musik
Von Teresa Knoll

Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde im Von-Busch-Hof in Freinsheim wieder ein Kinderkonzert veranstaltet. Drei Musiker und eine Erzählerin präsentierten am Samstag im Bürgersaal „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry mit einer eigens dafür komponierten Musik. Bei dem inhaltlich hochanspruchsvollen Stück haperte es jedoch zwischendurch etwas an der Umsetzung.
Der Saal ist gut gefüllt. Als das Licht in einen gelb-orangenen Farbton wechselt, beginnen die Musiker mit mystischen Klängen. Die Freinsheimer Schauspielerin und Sängerin Ilona Christina Schulz ist mit einer Fliegermütze und -brille bekleidet. Sie stellt den Piloten dar, der in der bekannten Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry in der Sahara eine Bruchlandung hinlegt. Schulz hat schon öfter bei den Kinderkonzerten im Von-Busch-Hof den Part der Erzählerin übernommen. Gebannt hören ihr die kleinen Zuschauer zu. Sie wolle ihnen eine rätselhafte Geschichte erzählen, die von Kindern besser verstanden werden könne als von Erwachsenen, sagt Schulz.

König ohne UntertanenDie 1943 erschienene Erzählung „Der kleine Prinz“ ist eine jener Geschichten, die immer wieder in unterschiedlicher Form aufbereitet werden. Der Inhalt dürfte hinlänglich bekannt sein: Der Erzähler, ein Pilot wie de Saint-Exupéry selbst, begegnet in der Wüste dem kleinen Prinzen, der ihm von seiner Reise erzählt. Auf der Suche nach einem Freund hat er mehrere Planeten besucht, die alle nur von einer Person bewohnt werden. Mal ist es ein König ohne Untertanen, mal ein Laternenanzünder, der in Stress gerät, weil die Tage und Nächte auf seinem Planeten nur noch eine Minute dauern, mal ein Betrunkener, der sich seiner Trinkerei schämt und trotzdem nicht damit aufhört.

Auf der Erde schließlich trifft der Prinz einen Fuchs, der ihm die berühmten Worte anvertraut: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!“ Am Ende lässt sich der kleine Prinz von einer Schlange beißen, sodass er durch seinen Tod wieder auf seinen Heimatplaneten zurückkehren kann. Der Pilot repariert schließlich sein Flugzeug und fliegt nach Hause.

Nah am OriginalDie Inszenierung im Von-Busch-Hof, eine Produktion der Landesstiftung „Villa Musica“, bleibt nah am Original. Hin und wieder bezieht Schulz die Kinder in die Geschichte ein und fragt sie, ob sie zeichnen können oder was sie mit einer eingesparten Stunde machen würden. Ein weiteres Element zum Mitmachen ist das Lied, das mehrmals zwischendurch alle gemeinsam singen.

Eigens für diese Inszenierung hat der Komponist und Cellist Martin Bärenz die Musik geschrieben, die alleine schon den Abend zu einem Erlebnis macht. Den Instrumentalisten ist die Leidenschaft beim Musizieren nicht nur anzuhören, sondern auch anzusehen. Theodore Squire übernimmt Querflöte und Shaker, Timothy Hopkins spielt Violoncello und Triangel, wobei die beiden teilweise rasch zwischen ihren Instrumenten wechseln müssen. Kasumi Yui begleitet sie am Flügel. Die drei Musiker sind Stipendiaten der „Villa Musica“ und die ideale Besetzung für diese Aufführung.

Zur visuellen Untermalung wechselt die Bühnenbeleuchtung die Farbe, wann immer eine neue Szene beginnt. So strahlt es gelb, wenn die Erzählerin in die Hauptgeschichte zurückkehrt, zum Dialog zwischen dem Piloten und dem kleinen Prinzen in der Sahara. Rot wird es, wenn der Prinz von seiner Rose erzählt. Eine Kulisse oder Requisiten gibt es nicht, der Fokus soll auf der Musik und der Geschichte liegen. Einen kleinen Nachteil gibt es: Obwohl Schulz zur Unterstützung ein Mikrofon benutzt, wird sie oftmals von den Instrumenten übertönt. Das macht das Zuhören teilweise anstrengend, wenn nicht sogar unmöglich. Abgesehen davon ist es ein Genuss, der ins Klassische gehenden Musik zu lauschen.

Gegen Ende wird es unruhigDie Geschichte mag rätselhaft sein, vielleicht ist sie aber auch zu schwere Kost für derart kleine Kinder. Für ältere Kinder oder Jugendliche ist sie sicher besser geeignet. Das wird gegen Ende des Stücks bemerkbar, als einige der jungen Zuschauer nicht mehr gebannt lauschen, sondern deutlich unruhiger werden. Schulz schafft es jedoch immer wieder, durch große Gesten und ihre klangvolle Stimme die Aufmerksamkeit auf sich und die Bühne zu lenken. Beim letzten Durchgang des gemeinsamen Lieds sind auch wieder alle dabei. Am Ende gibt es großen Applaus für alle Beteiligten.

Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz Bad Dürkheimer Zeitung – Nr. 31
Datum Montag, den 7. Februar 2022