Wie bereits im März 2022, als Christian Tetzlaff mit seinem Tetzlaff Quartett bei uns im Von-Busch-Hof Konzertant gastierte, ist Freinsheim auch bei seinem Soloauftritt am 28.11. 2022 der Startpunkt für eine Tournee. Damals war das Konzert in Freinsheim – nach 2 Tagen intensivsten Probens – Ausgangpunkt für Konzerte in bekannten europäischen und amerikanischen Konzertsälen, mit dem Schlusskonzert in der berühmten Carnegie Hall in New York. Diesmal wird er von Freinsheim nach Kanada fliegen und dort einige Konzerte geben, überwiegend mit dem im Von-Busch-Hof gespielten Programm.
Dieses ist ausschließlich Johann Sebastian Bach gewidmet. Er spielt 6 Sonaten und Partiten für Violine solo, BWV 1001 – 1006. In Fachkreisen gilt Tetzlaff nicht nur als herausragender Violinist mit zahlreichen Preisen und vielen CD-Veröffentlichungen, sondern als der Interpret von Bachs Kompositionen schlechthin. Tetzlaff hat mehrere Aufnahmen der Sonaten und Partiten auf Tonträger zu verschiedenen Zeitpunkten eingespielt – ein Beweis dafür, dass er immer wieder Neues in diesen Perlen Bachscher Kompositionskunst entdeckt hat.
Wie unübertroffen klar strukturiert und scheinbar leicht Tetzlaff diese Stücke spielt, mag am Beispiel der mehrstimmigen Fuge aus der ersten Sonate veranschaulicht sein (aufgenommen 2017):
Für jeden Violinisten zählen diese Werke zum anspruchvollsten Repertoire. Es sind Werke, die man zum kulturellen Erbe der Menschheit zählen kann.
Weltbekannt wurde u. a. die berühmte Chaconne aus der Partita Nr. 2 in d-Moll, die für viele Violinisten ein unerreichter Höhepunkt des Spielens mit ihrem Instrument ist. Der Überlieferung nach hat Bach sie komponiert, nachdem er von einer Reise zurückgekehrt war und erfahren musste, dass seine Frau 1 Woche zuvor getorben war.
Johannes Brahms sagte über sie:
“Die Chaconne ist mir eines der wunderbarsten, unbegreiflichsten Musikstücke. Auf ein System für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen. Hätte ich das Stück machen, empfangen können, ich weiß sicher, die übergroße Aufregung und Erschütterung hätten mich verrückt gemacht.”
Dem Leser dieser Zeilen mag es unbenommen sein, sich jetzt dieses Werk, gespielt von Christian Tetzlaff, anzuhören (Aufnahme 2017). Vielleicht ist es aber auch klug, damit bis einige Zeit nach dem Konzert am 28.11.2022 zu warten, denn die Wirkung ist insbesondere stark, wann man es nicht zeitnah im Gedächtnis hat.