Notos Quartett

Nach dem Festival starteten wir am 9. Oktober unsere Saisonkonzerte mit dem Notos Klavierquartett, das für die Aufführung des Forellenquintetts von Schubert durch den Bassisten Wolfgang Güntner vertärkt wurde.

Dem Verein Von-Busch-Hof Konzertant wurde für dieses Konzert viel Improvisationskunst abverlangt, da die Künstler kurzfristig um eine Programmänderung baten, obwohl die Programme bereit gedruckt waren. Darüber hinaus waren wir durch Urlaub und Krankheit im Organisationsteam schwach besetzt. Und zudem mussten wir die Bewirtung der Besucher an der Bar selbst organisieren und durchführen, da die Freinsheimer Landjugend, die normalerweise diese Funktion so toll erfüllt, an diesem Tag beim Weinlesefest in Neustadt die Stadt Freinsheim vertrat.

Es hat alles geklappt – ein Zeichen, dass Von-Busch-Hof Konzertant ein vitaler Verein ist, den nichts so schnell  aus der Bahn wirft. Wir, als auch die zahlreichen Besucher wurden “entschädigt” durch ein wunderschönes Konzert mit Musik aus der deutschen Romantik. Lesen Sie die Rezension von Frau Kirsch in der Rheinpfalz:

Traumhafter Brahms

Das Notos Quartett überzeugt trotz Programmänderung im Von-Busch-Hof

Von Inge Kirsch

Am Sonntag spielte das Notos Quartett im Von-Busch-Hof ein Konzert der Sonderklasse. Ein Quartett von Brahms und ein Quintett von Schubert waren zu hören. Das zahlreich erschienene Publikum war hocherfreut.

Das war nicht von Anfang an so. Die Musiker hatten kurzfristig das Programm geändert. Die Veranstalter hatten die Programme schon gedruckt. Wer gerne das Divertissement von Jean Francaix gehört hätte oder Mozarts Klavierkonzert in g-Moll KV 478 musste sich mit Brahms zufriedengeben. Zwar haben die Veranstalter die Abonnenten, die Vereinsmitglieder und die Presse informiert, aber Töne der Enttäuschung waren reichlich zu hören. Das Klavierquartett in A-Dur op. 26 von Brahms wurde allerdings so traumhaft gespielt, dass wohl auch der härteste Sinn erweicht werden konnte.

Es ist ein Jugendwerk von Brahms – er schrieb das Stück mit Anfang 20 und überarbeitete es mehrfach. Es ist ein langes Stück, das längste Kammermusikwerk von Brahms, hat aber keinerlei Längen. Brahms hatte so viele Einfälle, es gibt einen so großen Reichtum an Melodien, Rhythmen, Tempi, Klangfarben, von Anfang bis Ende konnte man gespannt und fasziniert zuhören.

Der erste Satz ist gleich voller Temperament und Ideenreichtum, gespielt in perfekter Abstimmung. Das folgende Adagio lässt viel tiefdunkles Cello hören, das vom Piano aufgenommen und in perlenden Läufen die Streicher überstrahlt, die einen flirrenden Klangteppich ausbreiten und immer schneller werden. Hört man hier schon leicht ungarische Klänge?

Im folgenden Scherzo erlaubt sich Brahms genau das, was der Name sagt: Scherze: Er bedient sich bei anderen Komponisten, verarbeitet Bach und Schumann und auch sich selbst, ein recht wilder Satz, gefolgt vom ungarisch inspirierten Finale. Brahms hatte in dem Geiger Joseph Joachim einen Freund, mit dem er einen Wettbewerb in ungarisch klingender Musik austrug. Joachim gestand ihm den Sieg in dieser Disziplin zu, als er Brahms’ Quartett hörte.

Nach der Pause ein weiteres Jugendwerk. Nun war es Franz Schubert, dessen sprudelnden Ideen und wechselnden Stimmungen man lauschen konnte.

Rainer Schick, der künstlerische Leiter des Konzertreihe Von-Busch-Hof Konzertant erinnerte in seiner Einführung an Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur D 956, das während des Freinsheim Festivals von Julian Steckel und dem Armina Quartett gespielt wurde. Schubert komponierte es wenige Wochen vor seinem Tod. Es ist von tiefer Trauer geprägt. Das Forellenquintett D 667 aber, das jetzt das Notos Quartett, ergänzt durch Wolfgang Güntner am Kontrabass, spielte, ist im Gegenteil ein Stück der Jugend, voller Fröhlichkeit und Energie. Allerdings bringt der Kontrabass eine dunkle Grundierung in das helle, fließende und rauschende Gewässer. Ganz ohne Gefahren ist es nicht.

Schubert schrieb das Quintett auf Wunsch eines Amateur-Cellisten, des k. und k. Beamten Sylvester Paumgartner. Der wünschte sich ein fröhliches Stück im Geiste des Liedes „Die Forelle“, das er entzückend fand. Es erscheint allerdings erst im vierten Satz, im „Tema con variationi“. Hier wechseln sich die Instrumente ab beim Spielen der Melodie und Herr Paumgartner wird sich sehr am Cellopart erfreut haben. Die munteren Forellen, das sprudelnde, wirbelnde Wasser wird durch das perlende Piano erlebbar. Viele eingängige Melodien, besonders klangschöne Violinpartien und immer wieder samtiges Cello, manchmal, im Zusammenwirken mit dem Kontrabass, vereint zu wuchtigem Klang.

Im Finale klingen Tänze an, viel Lebensfreude und vielleicht ein Einblick in das, was zu Schuberts Lebzeiten als Schubertiade bekannt wurde, ein geselliger Abend mit viel Musik und Spiel. Die Musiker – Antonia Köster, (Klavier), Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Cello) – sind seit der Gründung des Quartetts 2007 mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet worden, national und international, zuletzt wurden sie am 26. September dieses Jahres mit dem Würth-Preis der Jeunesses Musicales ausgezeichnet. So ist es zwar keine Überraschung, dass sie ihr Zusammenspiel perfekt beherrschen. Dennoch: So viel Kunst ist immer wieder überraschend und eindrucksvoll.

Die Zuhörer erklatschten sich eine Zugabe: Man wiederholte das Tema con variationi. Und demonstrierte damit im ganzen Saal gute Laune bei Musikern und Publikum.

Quelle

Ausgabe          Die Rheinpfalz Bad Dürkheimer Zeitung – Nr. 236

Datum             Dienstag, den 11. Oktober 2022